Venengesundheit: "Unterbrechen Sie die Monotonie!"
Was tut Venen gut? Lauert im Homeoffice Thrombosegefahr (durch womöglich weniger Bewegung)? Und: Welche Bewegungslösungen gibt es für Beschäftigte, die im Alltag nicht viel Zeit haben? BAD-Arbeitsmedizinerin Dr. Christina Nußbeck klärt auf!
Moderation:
Christian Gies (BAD-Unternehmenskommunikation)
Venengesundheit
"Unterbrechen Sie die Monotonie!"
Unbehandelte Krampfadern, langes Sitzen oder Liegen, eine bereits erlittene Thrombose oder die Einnahme der Anti-Baby-Pille – all dies sind neben einer familiären Vorbelastung Risikofaktoren, um an einer Thrombose zu erkranken. Der Welt-Thrombose-Tag am 13. Oktober will auf die Gefahren venöser Erkrankungen aufmerksam machen. Im Gespräch erläutert BAD-Arbeitsmedizinerin Dr. Christina Nußbeck, wie man sich präventiv schützen kann.
Welche Aufgaben haben Venen?
Dr. Christina Nußbeck: In unserem Gefäßsystem haben wir Venen und Arterien. Die Arterien führen sauerstoffreiches Blut aus dem Herzen zu den Organen und in den Kopf; vom Herzen hochgehend und dann runter zur Niere, zur Leber, zum Magen-Darm-Trakt. Ist das Blut durch die entsprechenden Organe gelaufen und hat dort die Funktion erfüllt, das heißt, der Sauerstoffaustausch ist erfolgt, dann muss das sauerstoffarme Blut wieder zurück zum Herzen transportiert werden. Das genau ist die Aufgabe der Venen. Der Druck ist dort deutlich geringer als in den Arterien.
Sind Frauen eher betroffen von Venenproblemen als Männer?
Dr. Christina Nußbeck: Das Bindegewebe von Frauen ist grundsätzlich weicher als das der Männer, das gilt auch für die Venenwände. Insofern sind Frauen schon aufgrund ihrer Konstitution prädestiniert für Venenprobleme. Insbesondere in der Schwangerschaft neigen viele zu Krampfadern, weil das Gewebe noch mehr nachgibt. Diese verschwinden nach der Geburt des Kindes nicht. Haben Frauen bereits vor der Schwangerschaft eine leichte Neigung zu Krampfadern, empfiehlt es sich, währenddessen eine Antithrombosestrumpfhose zu tragen. Ausreichende Bewegung, damit die Beinmuskulatur arbeitet, ist natürlich noch besser.
Krampfadern oder Thrombosen: Wie gefährlich sind Venenleiden?
Dr. Christina Nußbeck: Oftmals sieht man oberflächliche Krampfadern, sogenannte Besenreiser, im Bereich zwischen Unterschenkel und Fuß, wo die knöchernen Strukturen sind, oder auch in den Kniekehlen. Das sind örtlich begrenzte Erweiterungen feiner, oberflächlicher Venen. Sie schimmern rötlich-bläulich durch die Haut. Bei älteren Menschen sind sie meist sehr stark gekringelt, bei jüngeren etwas gewellter. Oberflächliche Krampfadern sind zunächst nur ein Schönheitsproblem.
Liegt jedoch ein Problem in den tiefen Venen vor, kann es in den Gefäßen zu Entzündungen oder Thrombosen kommen. Dies muss zwingend medizinisch behandelt werden. Erste Anzeichen einer Thrombose können ein Schwergefühl im betroffenen Bein sein, eine Schwellung, Überhitzung oder Blauverfärbung. Durch die Gefäßverengung, hervorgerufen durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) kommt es zu einer mangelhaften Durchblutung. Problematisch wird es dann, wenn sich der Thrombus löst, durch das sogenannte rechte Herz in die Lunge wandert und eine Lungenembolie auslöst. Das wäre dann die Grundlage für eine Thrombose im venösen System, im Unterschied zum einem arteriellen Verschlussproblem, das man bei einem Herzinfarkt hat.
Welche Faktoren begünstigen eine Thromboseentwicklung?
Dr. Christina Nußbeck: Die Anti-Baby-Pille ist aufgrund ihrer hormonellen Zusammensetzung ein großes Problem. Frauen, die die Kinderplanung abgeschlossen haben, sollten daher überlegen, ob sie unbedingt diese Art der Verhütung bis zum Eintritt der Wechseljahre wählen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für eine Venenschwäche. Erste Anzeichen machen sich ab dem 30. Lebensjahr bemerkbar. Gleiches gilt Übergewicht und bereits durchlittene Thrombosen. Auch Tätigkeiten, die mit langem Sitzen oder Stehen verbunden sind, fördern Venenprobleme. Eine weitere Rolle spielt die erbliche Veranlagung.
Wann wird denn der Schönheitsfaktor zum wirklichen Problem?
Dr. Christina Nußbeck: Nächtliche Wadenkrämpfe sind ein Warnsignal. Sie werden oft mit Magnesiummangel in Verbindung gebracht. Das mag eine Ursache sein. Oft sind es aber Krampfadern, die diese Probleme machen. Was kann man nun tun, um ein weiteres Fortschreiten zu verhindern? Frauen rate ich, über die bereits angesprochene Wahl der Pille als Verhütungsmittel nachzudenken. Wichtig ist ebenfalls, auf das Gewicht zu achten. Ich empfehle darüber hinaus, Antithrombosestrumpfhosen zu tragen. Strümpfe allein reichen nicht. Der Druck, der dadurch ausgeübt wird, muss über das Knie gehen. Besonders die Kniekehle ist eine beliebte Stelle, wo sich Thrombosen bilden können. Ebenso zwischen Bauch und Oberschenkel, im Knick der Leiste. Bei Langstreckenflügen sollte man in jedem Fall zu diesen Strumpfhosen greifen. Die Gefahr einer Thromboseentwicklung ist durch das lange Sitzen mit angewinkelten Beinen und durch die oftmals zu geringe Flüssigkeitszufuhr sehr hoch.
Was kann man denn am Arbeitsplatz tun, um die Venen zu entlasten?
Dr. Christina Nußbeck: Öfter die Treppe nehmen statt den Aufzug zu nutzen, wäre ein Punkt. Des Weiteren kann man auch am Arbeitsplatz kleine Übungen zwischendurch einbauen, beispielsweise Fußgymnastik: Die Füße abwechselnd in Richtung Schienbein und Boden bewegen; oder mehrmals von den Fersen auf die Fußspitzen und wieder zurück wippen. Und es hilft auch, die Füße öfter mal kreisen zu lassen.
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