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Stärker psychische Belastungen in Fokus setzen!

Weniger Arbeitsunfälle und Todesfälle: Die Zahlen der DGUV im Vergleich zum Vorjahr belegen einen positiven Trend. Jedoch sollten Unternehmen weiter die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz erhöhen – auch hinsichtlich der Psyche.

Am 28. April wird wie in jedem Jahr der Welttag für Gesund-heit und Sicherheit am Arbeitsplatz gefeiert – dieses Mal hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) die Losung „Ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld: ein grundlegendes Recht“ ausgerufen.

Dass es für Arbeitgeber noch sehr viele Aufgaben hin zu einer noch gesünderen Arbeitswelt gibt, belegen Zahlen – zum einen von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 2 Prozent auf rund 791.700 Unfälle gesunken. Sie lagen damit weiterhin spürbar unter dem Niveau des Jahres 2019 (871.547 Unfälle), berichtet die DGUV.

Bei den Wegeunfällen gab es hingegen einen leichten Anstieg von 1,3 Prozent: 2022 ereigneten sich auf dem Weg zur Arbeit oder wieder nach Hause 173.069 Unfälle.

427 Menschen starben durch einen Arbeitsunfall, das sind 83 weniger als im Vorjahr. Zu den Versicherten der gesetzlichen Unfallversicherung gehören auch Rehabilitanden, die während ihrer stationären Behandlungen versichert sind. Bei diesen gab es 2022 deutlich weniger Todesfälle, was wesentlich zum Rückgang der tödlichen Arbeitsunfälle beigetragen hat.

Bei Wegeunfällen verunglückten 234 Versicherte tödlich, das sind 16 mehr als 2021. „Die Unfallzahlen lagen im vergangenen Jahr weiter unter denen aus der Vor-Coronazeit. Es ist noch zu früh, um abzuschätzen, ob dies eine erfreuliche dauerhafte Entwicklung ist – zum Beispiel aufgrund der vermehrten Arbeit im Homeoffice", heißt es von der DGUV.
 

Berufskrankheiten: Verdachtsanzeigen und Anerkennun-gen gestiegen

2022 gingen insgesamt 368.841 Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit bei den Unfallversicherungsträgern ein, das sind 141.111 Anzeigen oder 62 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den Anerkennungen gab es ebenfalls eine Zunahme um 62 Prozent: Insgesamt wurden 200.414 Berufskrankheiten aner-kannt.

Der Anstieg bei Anzeigen und Anerkennungen geht im Wesentlichen auf die Pandemie zurück. So entfielen 294.446 Verdachtsanzeigen und 180.790 Anerkennungen auf Erkran-kungen an COVID-19. Für alle anderen Berufskrankheiten lag die Zahl der Verdachtsanzeigen damit leicht unter dem Niveau von 2019.


Psychische Erkrankungen in der Berufswelt erreichen Höchststand

Eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung sollte zum anderen auch vor Gefährdungen durch psychische Belastung schützen. In diesen fragilen Zeiten fühlen sich viele hilflos und ohnmächtig. Immer öfter fehlt Handlungs- und Planungssicherheit, daraus entwickeln viele diffuse Zukunftsängste, einige sogar konkrete Existenzängste. Alle Altersgruppen sind davon betroffen.

Aber auch wirtschaftliche Schräglagen von Unternehmen sowie betriebliche Transformationsprozesse lösen Sorgen und Ängste bei Führungskräften und Mitarbeitenden aus. Neue Organisationsstrukturen, Technologien und Arbeitsweisen, Konflikte mit Kolleg*innen sowie die Entgrenzung von Arbeitszeiten und Arbeitsorten können jeweils die Gefahr der Isolation, Entfremdung und Selbstausbeutung der Beschäftigten bergen.

Dass die die Welt mehr und mehr aus den Fugen zu geraten scheint und für viele nichts mehr sicher erscheint, macht sich auch in den Statistiken bemerkbar: So erreichte der Arbeitsausfall wegen psychischer Erkrankungen 2021 laut der DAK-Gesundheit einen neuen Höchststand. Das Niveau lag mit 276 Fehltagen je 100 Versicherte um 41 Prozent über dem von vor zehn Jahren. Dies spiegelt sich auch in einem deutlich steigenden Bedarf nach psychosozialer Unterstützung.
 

Gefährdungsbeurteilung: Meist ohne Dimension „Psychi-sche Belastung“ durchgeführt

Es ist Aufgabe der Arbeitgebenden, arbeitsbedingte Risiken für die Gesundheit zu ermitteln, ihnen vorzubeugen und entgegenzuwirken. Dazu dient die Gefährdungsbeurteilung, die sowohl körperliche als auch psychische Risiken und Belastungsfaktoren erfassen soll.

Die Realität sieht jedoch aktuell noch etwas anders aus. Laut der #whatsnext-Studie des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IfBG) hat bisher nur etwa die Hälfte (51,5 Prozent) der befragten Organisationen eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt, die auch die psychische Belastung berücksichtigt. Im Vergleich zum Jahr 2020 hat sich dieser Anteil kaum verändert (50,3 Prozent).

Zu wenig, um Beschäftigte vor Gefährdungen im Job zu schützen und sie im Unternehmen motiviert und zufrieden zu halten. „Die Gefährdungsbeurteilung ist der Ausgangspunkt für den weiteren iterativen Prozess im Unternehmen: Das Instrument kann herausfinden, wodurch Beschäftigte belastet und mit zielgerichteten organisatorischen und persönlichen Maßnahmen können die Belastungen verringert und später die Wirksamkeit der Maßnahmen überprüft werden“, sagt Nils Neumann, Berater Gesundheitsmanagement bei BAD.

Angefangen bei der gesunden Führung, über optimale ergonomischen Arbeitsplätze bis hin zu Angeboten für Mitarbeitende im Bereich der Verhaltensprävention: Die Möglichkeiten für Unternehmen, einen gesunden Arbeitsplatz anzubieten, ist recht vielfältig. „Jedoch bringt das beste BGM nichts, wenn es kaum jemand wahrnimmt“, betont Neumann. Neumann wünscht sich, dass Unternehmen versuchen, die Beteiligungsquoten für BGM-Angebote zu erhöhen, aber auch für ein gesundes Verhalten sensibilisieren – auch im privaten Kontext.

 

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