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Schalldämmung hörbar machen

inForm 01/23

Unerwünschte Geräusche aus benachbarten Arbeitsbereichen, Verkehrslärm oder auch Gespräche sind eine große Belastung in der Büroarbeit. Sie können jedoch minimiert werden, wenn Schallschutz und Raumakustik frühzeitig berücksichtigt werden. Mithilfe einer Computersimulation, ist es möglich, die akustische Situation in Räumen und die Wirkung von Lärm-Absorbern hörbar zu machen. Wie das funktioniert, beschreibt Simon Kraft, Diplom-Ingenieur (FH) und Fachkraft für Arbeitssicherheit bei BAD.

   Warum ist Raumakustik ein so wichtiges Thema?

 Simon Kraft: Die Störwirkung von ungewollt mitgehörtem Schall reduziert die Arbeitsleistung. Ein Beispiel ist Sprache, die schon bei einem relativ niedrigen Schallpegel von 35 Dezibel gehört und verstanden wird. Ist man in einem ruhigen Büro und eine weitere Person spricht dort, auch mit gedämpfter Stimme, was den 35 Dezibel entspricht, kann man diese trotzdem hören und ist dadurch abgelenkt.


 Gibt es neue Trends im Bereich der Büroakustik?

 Simon Kraft: Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat in diesem Zusammenhang ein neues „Auralisations”-Tool entwickelt. Mit dieser multimedialen, interaktiven Software werden hör-bare Beispiellösungen für die akustische Gestaltung von Büroräumen erstellt. Diese Computersimulation hilft zu bewerten, welchen Einfluss beispielsweise die Raumgestaltung, das heißt die Aufstellung und Ausstattung mit Möbeln und Absorberelementen, hat. Durch die Hörbeispiele bekommen Planer und Betroffene einen Eindruck, ob Maßnahmen erforderlich und wie wirksam sie sind. Bei größeren Objekten kann im Vorfeld auch eine akustische Simulation gemacht werden, indem man Räume konkret modelliert. Das ist jedoch sehr aufwendig und erfordert spezielle Software und Fachkenntnis.


  Mit welchen Maßnahmen können Planer, Unternehmen und Fachkräfte für Arbeitssicherheit die Raumakustik in Büros optimieren? Wie bekommt man beispielsweise mehr Ruhe in Großraumbüros?

 Simon Kraft: Beim Großraumbüro haben wir den sogenannten Lombard-Effekt. Das heißt, wenn eine Person redet und stört, werden die anderen lauter, um den Störpegel zu übertönen. Dann schaukelt sich das hoch. Um den Teufelskreis gar nicht erst in Gang kommen zu lassen, sind Maßnahmen erforderlich. Man bedämpft den Raum, in dem auf glatten Oberflächen absorbierendes Material angebracht wird und möglichst im Nahfeld von Sprecher*innen Absorberelemente aufgestellt werden. Auch durch organisatorische Maßnahmen kann man dafür sorgen, dass Kommunikation nicht in der stillen Arbeitszone erfolgt.


 Im Zusammenhang mit Akustikelementen fällt häufig der Begriff Absorber. Wie funktioniert er und was macht ein gutes Element aus?

 Simon Kraft: Man muss zunächst klären, welcher Schall absorbiert werden soll. Eine tiefe Frequenz hat eine Wellenlänge von mehreren Metern, ein hohes Pfeifgeräusch hat nur wenige Zentimeter. Ein Absorber muss diese Welle und damit die Schwingung in der Luft aufnehmen. Daher gibt es Absorber für verschiedene Frequenzen.

Bekannt ist die Odenwalddecke in Büros. Das ist eine abgehängte Decke mit kleinen Löchern in den Deckenplatten, dahinter ist Hohlraum. Die kleinen Löcher und die eigentliche Platte nehmen die hohen und mittleren Frequenzen auf. Die tiefen Frequenzen dringen durch die Platte in den Hohlraum dahinter, werden dort reflektiert, laufen ein zweites Mal durch und werden dadurch gedämpft. Das ist eine Form eines Absorbers.

Ein Teppich mit einem kurzen Flor absorbiert ebenfalls hohe Frequenzen. Bei mittleren Frequenzen, was der üblichen Sprache entspricht, können auch Schränke und Möbel als Absorber und Diffusor wirken. Akustische Trennelemente wiederum bestehen aus einem Schaumstoff, der die hohen und mittleren Frequenzen absorbiert, und einer Trägerplatte, die die tiefen Frequenzen aufnimmt, indem sie mitschwingt. Auch Wandbilder aus speziellem Schaumstoff gibt es, sie sind um die zehn Zentimeter dick und bespannt. Sie helfen, die Reflexionen aus dem Raum zu nehmen.

Schon in der Planungsphase muss sich der Planer Gedanken machen, ob man einen Raum hat mit vielen glatten Flächen und wie man damit umgeht. Braucht es vielleicht aufstellbare oder von der Decke abhängbare Elemente bzw. können akustisch wirksame Möbel eingesetzt werden? Abhängig von der Raumgröße und der zur Verfügung stehenden Fläche braucht es Elemente mit höherem oder niedrigerem Wirkungsgrad.


   Was bringen Absorber und wo sind ihre Grenzen?

 Simon Kraft: Wird ein Raum bedämpft, bekommt man die Reflexion in den Griff, aber nicht den Direktschall. Personen, die in einer Gruppe arbeiten, sich sehen und hören wollen, kann man ja auch nicht komplett einhausen. Maximal abgebremst bekommt man also wirklich nur die Geräusche, die zur Wand oder Decke laufen. Einen Raum bekommt man dann drei bis vier Dezibel ruhiger, aber man hört immer noch die einzelnen Personen. Soll dies ebenfalls unterbunden werden, muss viel Aufwand betrieben werden. Dann hilft es nur, noch höhere Absorber in den direkten Ausbreitungsweg zu stellen. Ein kleiner Tischaufsatz bringt relativ wenig. Dadurch fallen vielleicht ein, zwei Dezibel weg. Wir nehmen aber erst eine Reduzierung um zehn Dezibel als Halbierung wahr.

In Callcentern sieht man häufig Personen in sternförmig angeordneten Arbeitsplätzen. Die Trennelemente sind circa 1,80 Meter hoch, sodass der Schall direkt dort hineingeht. Zusätzlich wird mit Headsets gearbeitet. Das nimmt Hintergrundgeräusche weg, mit dem Effekt, dass die Personen leiser sprechen. Hier haben wir dann eine Kombination aus technischen Maßnahmen: den passiven Schallschutz sowie aktive Elemente wie Kopfhörer.  

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