Kleine Stupser, große Wirkung im Job

Was haben eine Fliege im Pissoir, Warnhinweise auf Zigarettenschachteln und Erinnerungsmails vor Terminen gemeinsam? Sie alle sind Formen des Nudgings, eines sanften Anstupsens, um Menschen etwa zu einer Verhaltensänderung zu motivieren. Wie kann das sogenannte Nudging erfolgreich am Arbeitsplatz eingesetzt werden? Antworten von Nils Neumann, Experte für digitale Gesundheitsangebote bei BAD.

Im Arbeitsalltag müssen Menschen kontinuierlich Entscheidungen treffen, und viele davon haben direkte Auswirkungen auf unsere Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. Welches Verkehrsmittel wähle ich für den Weg zur Arbeit – das Fahrrad oder das Auto? Entscheide ich mich für die Treppe oder den Aufzug, um in den dritten Stock zu gelangen? Plane ich Pausen zwischen den Meetings ein, um Erschöpfung vorzubeugen, oder strebe ich eher einen frühen Feierabend an?

Bei diesen Entscheidungen wirken zwei Systeme: Der Verstand (reflektives System) braucht Zeit und Energie, um gründlich zu überlegen. Das impulsive System reagiert schnell auf Gefühle und Gewohnheiten. Dabei sind Handlungen und Entscheidungen aufgrund des schnellen, automatischen Denkens nicht immer sicher. Eine ausgewogene Entscheidungsfindung, besonders im Hinblick auf Arbeitsschutz, ist daher entscheidend, um Risiken zu minimieren und die Sicherheit aller zu gewährleisten.  

Wie kann man also die beiden Systeme in Einklang bringen, so dass die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit getroffen werden und die Verhaltensänderung auch langfristig verinnerlicht und umgesetzt wird? Durch Nudging! Denn es bewegt Menschen subtil zu einer bestimmten Entscheidung oder Handlung, ohne dabei auf Zwang oder Verbote zurückzugreifen. Es nutzt psychologische Mechanismen, um das Verhalten zu lenken, ohne dass die betroffene Person es bewusst wahrnimmt.  
 

In welcher Form kann man Menschen im Berufsalltag anstupsen?

Klassische Maßnahmen wie Gesundheitstage, Plakate oder E-Mail-Kampagnen erzeugen lediglich kurzfristige Anreize bei den Mitarbeitenden. In der Regel führen diese nicht zu einer Verhaltensänderung. Um nachhaltige Verhaltensänderungen zu fördern, kann man sich innovative Technologien zu Nutze machen. Digitale Techniklösungen unterstützen beispielsweise durch gezielte Erinnerungen zur Ergonomie am Arbeitsplatz, Hinweise zur Vitalitätsförderung und Bewegungsimpulsen und können leicht in den Arbeitsalltag integriert werden.

Durch diese kontinuierlichen Impulse wird das Bewusstsein für gesundheitsfördernde Maßnahmen geschärft, um Menschen zu einer bestimmten Handlung oder Verhaltensänderungen zu motivieren. Und das mit Erfolg. Das machen sich auch Anbieter im Gesundheitsmanagement zu Nutze.  
 
So bietet BAD seit kurzem einen KI-gesteuerten digitalen Gesundheitscoach (KICO), der Menschen, die am Schreibtisch arbeiten, niederschwellig zu einem gesünderen Verhalten mit Blick auf Ergonomie, Bewegung und Vitalität verhelfen soll. „Das Gerät stupst Beschäftigte am Büroarbeitsplatz über mehrere Wochen hinweg an und ruft sich und seinen Sinn immer wieder in Erinnerung“, erklärt Nils Neumann das Prinzip. „Wir verfolgen damit den Ansatz, Lösungen für unsere Kunden anzubieten, die eine langfristige Etablierung gesunder Verhaltensweisen ermöglichen.“

Mitarbeitende sollen z. B. dazu befähigt werden, eigenverantwortlich auf ihre Sitzposition zu achten, regelmäßig zu trinken und dynamisches Arbeiten in ihren Alltag zu integrieren. Die langfristige Wirkung zeigt sich in einer nachhaltigen Veränderung von Gewohnheiten und einer gesteigerten Lebensqualität.

Effekte von Nudging wissenschaftlich belegt

Die wissenschaftliche Forschung zeigt deutlich, dass eine Veränderung im Verhalten nicht sofort zu einer Umstrukturierung des Gehirns führt, selbst wenn man etwas ein- oder zweimal anders gemacht hat als gewöhnlich. Laut einer Studie des University College London dauert es im Durchschnitt 66 Tage, bis das Gehirn eine nachhaltige Verhaltensänderung vollzieht.

Innovative Technologien wie KICO können Verhaltensänderungen verstärken, indem sie personalisierte und kontextsensitive Anstöße bieten. Durch die Analyse individueller Verhaltensmuster können digitale Assistenten gezielt auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass technologische Lösungen nur ein Teil des Gesamtkonzepts sind. Sie können unterstützen, aber letztendlich liegt die Umsetzung gesunder Gewohnheiten in der Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Zudem gibt es keine pauschale Antwort auf die Frage nach der Dauer der Verhaltensänderung. Der Prozess ist individuell und kann Wochen, Monate oder sogar Jahre in Anspruch nehmen.  
 

Wo liegen die Grenzen des Nudgings im Gesundheitsmanagement?

Dass der Einsatz des Gerätes nach nur wenigen Wochen zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung führen kann, das belegen die Zahlen, die Deep Care erhoben hat. Das junge Start-up-Unternehmen aus Ludwigsburg hat den intelligenten Sitzverhaltensassistenten entwickelt und im Vorfeld getestet. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Nutzung positiv auf Muskel-Skelett-Beschwerden und Sitzverhalten auswirken. 90 Prozent der befragten Personen bestätigten den positiven Effekt auf ihre Sitzhaltung und 79 Prozent berichteten über eine deutliche Zunahme der körperlichen Aktivität und führen seitdem täglich Bewegungsübungen durch.   

Doch Anstupsen allein reicht den Gesundheitsexperten nicht aus, erläutert Nils Neumann. „Wir begleiten den Prozess mit Online-Seminaren oder Expertenberatungen, in denen wir z.B. die Verhältnisprävention ergänzend berücksichtigen und über die richtige Ergonomie am Arbeitsplatz referieren oder im Vorfeld eine Ergonomie-Beratung der Arbeitsplätze durch unsere Expertinnen und Experten vornehmen.“  

Nach Abschluss der Maßnahme beim Kunden führt BAD standardisiert eine Evaluation durch. Dabei wird geprüft, wie sich das Verhalten der Nutzenden verändert hat und wie sich diese Veränderungen auf deren Gesundheit ausgewirkt hat. Diese Ergebnisse stellt BAD den Kunden anschließend zur Verfügung – und die Ergebnisse sprechen in der Regel für sich.  

Fazit:

Insgesamt zeigt sich, dass Nudging im Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz durch innovative Technologien eine vielversprechende Möglichkeit bietet, nachhaltige Verhaltensänderungen zu fördern. Durch die Integration von Nudging-Maßnahmen in den Arbeitsalltag wird nicht nur die Aufmerksamkeit der Mitarbeitenden  geweckt, sondern auch langfristig ein gesünderer Lebensstil gefördert – ein Gewinn für die Beschäftigten und das Unternehmen.

Zuerst erschienen: Nudging im Gesundheitsmanagement. Sanfte Stupser mit Wirkung (www.sifa-sibe.de)

 

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