Ein Freitagabend im November 1895. In Würzburg experimentiert ein Wissenschaftler in einem abgedunkelten Raum mit einer Elektronenstrahlröhre und einem Leuchtschirm. Seine Hand gerät dazwischen und Wilhelm Conrad Röntgen erkennt: seine Knochen. Er entdeckte die X- bzw. die nach ihm benannten Röntgenstrahlen, eine Art der ionisierenden Strahlung.
Ionisierende Strahlung kann technisch erzeugt werden oder entstehen, wenn bestimmte Atomkerne radioaktiv zerfallen. Bis heute machen wir von ihren Eigenschaften Gebrauch und setzen sie gezielt ein. In der Medizin etwa helfen bildgebende Verfahren wie die Röntgendiagnostik, mit Beta- oder Gammastrahlern bekämpfen wir beispielsweise Tumorzellen. Massive Werkstücke, Schienen, Schweißnähte oder Brücken werden mittels Röntgenstrahlung auf Fehler und Mängel geprüft. Und sogar Brauereien greifen auf die ionisierende Strahlung zurück, um Füllstände zu messen.
Einmal in die inneren Strukturen und Vorgänge des lebenden menschlichen Organismus zu blicken – Röntgenstrahlung und Radioaktivität ermöglichten es zu Beginn des 20. Jahrhunderts plötzlich. Mediziner und Wissenschaftler machten reichlich Gebrauch von den technischen Innovationen, setzten sie in Diagnostik und Therapie ein. Radium-Cremes sollten der Haut einen strahlenden Teint verleihen, sogenannte Röntgenpartys waren in der gehobenen Gesellschaft en vogue. Es entwickelte sich eine regelrechte „Strahleneuphorie“.
Heute wissen wir: Ionisierende Strahlung kann auch Zellen schädigen und zu Krebs führen. Zwischen Gefahr und Nutzen abzuwägen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Gleich für welche Form der Anwendung – alle haben eine betriebliche Seite. Es gilt das medizinische oder forschende Personal bzw. die Beschäftigten im Unternehmen vor der schädlichen Wirkung der ionisierenden Strahlung zu schützen. Um zu bestimmen, wie hoch oder niedrig ein möglicher Schaden ist, messen Fachleute die Dosis der Strahlung. An dieser Stelle setzt der Strahlenschutz an mit dem Ziel, den Einsatz von ionisierender Strahlung zu regulieren und den Einfluss für die allgemeine Bevölkerung, Patienten sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu minimieren.