Software-Ergonomie

Zur optimalen Gestaltung einer solchen "Schnittstelle zwischen Mensch und Produkt", der Benutzungsoberfläche, sind drei Faktoren zu beachten:

  • die verschiedenen Benutzer und Benutzergruppen mit jeweils unterschiedlichen Arbeitsweisen und verschiedenen Zielen und Aufgaben
  • die Ausrüstung am Arbeitsplatz und alle technischen Randbedingungen
  • die physische und soziale Umgebung, in der das Produkt eingesetzt wird.

Nur bei angemessener Berücksichtigung dieser Faktoren können interaktive Produkte mit einer hohen Gebrauchstauglichkeit (engl. usability) entwickelt werden.

Eine hohe Gebrauchstauglichkeit hat positive Einflüsse u. a. auf die Einlernzeit und die Schulungskosten sowie die Produktivität und die Fehlerquote. Sie kann außerdem psychischen Belastungen (Stress, Frustration) entgegenwirken, die eine vorzeitige Ermüdung, ein Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit usw. verursachen. Durch ergonomische Software lässt sich die Unfallgefährdung senken. Eine unergonomische Gestaltung, z. B. durch komplexe Menüstrukturen, eine unübersichtliche oder unverständliche Dialogführung kann dagegen Fehlreaktionen und Fehlentscheidungen hervorrufen, die in Produktionsabläufen weitgehende Auswirkungen auf das Arbeitsergebnis und die Unfallgefährdung haben können.

Definiert wird Gebrauchstauglichkeit im Teil 11 der Norm DIN EN ISO 9241 als Ausmaß, in dem ein Produkt durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen. Die Norm beschreibt außerdem eine Fülle von detaillierten Regeln, die bei der Konzeption und Evaluation einer Benutzungsoberfläche berücksichtigt werden sollten.

Teil 110 der DIN EN ISO 9241 listet die zentralen Prinzipien zur Gestaltung ergonomischer Dialoge:

  • Aufgabenangemessenheit
  • Selbstbeschreibungsfähigkeit
  • Steuerbarkeit
  • Erwartungskonformität
  • Fehlerrobustheit
  • Lernförderlichkeit
  • Individualisierbarkeit.

Die Norm DIN EN ISO 13407 schließlich beschreibt die Vorgehensweise, mit der gewährleistet werden kann, dass bei der Entwicklung einer Benutzungsoberfläche alle wichtigen Schritte und Fragestellungen berücksichtigt werden:

  • Analyse des Nutzungskontextes
  • Gestaltung anhand softwareergonomischer Designregeln
  • schrittweise Bewertung der Ergebnisse auch unter Einbeziehung der Endbenutzer.

Zur Umsetzung dieser Vorgehensweise liefert die Software-Ergonomie Methoden, welche den gesamten Entwicklungszyklus einer Mensch-Maschine-Schnittstelle unterstützen. Dies beginnt mit Methoden zur Anforderungsanalyse (z. B. Fokusgruppen, Interviews, Participant Observation), Prototyping und Evaluationsmethoden und endet bei der Erstellung von Gestaltungsregeln in Form von Style-Guides.

Mit jeder neuen Technologie entstehen andere Anforderungen an die Software-Ergonomie. Das Spektrum reicht von der Gestaltung von Benutzeroberflächen mit alpha-numerischen Bildschirmen über mit der Maus bediente grafische Benutzeroberflächen und neue Interaktionsformen durch die Internettechnologie bis hin zu Interaktionsformen mit "virtueller Realität". In diesen jüngsten Interaktionsformen bewegt sich der Benutzer in virtuellen 3D-Räumen oder trägt Hardware am Körper, die ihm gleichzeitig sich überlagernde virtuelle und reale Informationen darbietet und ihn so bei der Arbeit, auch abseits von stationären Arbeitsplätzen, unterstützen kann.

Eine Prüfliste (Abbildung) gibt Hinweise auf einige leicht erkennbare softwareergonomische Mängel bei interaktiven Produkten.

Quellen

www.arbeit-und-gesundheit.de