Selbststeuernde Arbeitsgruppen/Teams
Bei den selbststeuernden Arbeitsgruppen ist zwischen den "teilautonomen Arbeitsgruppen" und den "japanischen Fertigungsteams" zu unterscheiden.
Einen ersten wichtigen Schritt zu einer aktiven Einbeziehung von Mitarbeitern der ausführenden Ebene stellen die in den 60er Jahren in Skandinavien entwickelten "teilautonomen Arbeitsgruppen" dar. Eine solche Gruppe ist dadurch gekennzeichnet, dass ihr eine Gesamtaufgabe, z. B. die Erstellung eines kompletten Teilproduktes (in Ausnahmefällen auch eines Produktes) oder eines Auftrages mit der dazugehörigen Kompetenz und Verantwortung, übertragen wird und dass die Gruppe die Ausführung der Aufgabe intern weitgehend autonom regeln kann. Ziel der Teilautonomie ist es, Organisationseinheiten zu schaffen, die sich innerhalb definierter Grenzen selbst regulieren können. Dadurch lässt sich sowohl eine Entlastung zentraler Planungs- und Kontrollabteilungen, arbeitsplatznahe Problembewältigung, Prozessoptimierung und Motivierung der Mitarbeiter als auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter erzielen.
Derartige teilautonome Arbeitsgruppen sind Bestandteil neuer Formen der Arbeitsorganisation, die im deutschsprachigen Bereich mit dem Begriff "Arbeitsstrukturierung" umschrieben werden. Einer größeren Verbreitung derartiger Kleingruppenkonzepte waren in den 70er und 80er Jahren jedoch infolge der unzureichenden technologischen, organisatorischen und personalen Kontextbedingungen Grenzen gesetzt. Der technisch-organisatorische Wandel, die veränderten Ansprüche vieler Mitarbeiter und die Erfolge der japanischen Qualitätsoffensive haben in neuerer Zeit zu einer stärkeren Verbreitung solcher Formen betrieblicher Gruppenarbeit geführt.
Die Erfahrungen zeigen, dass eine erfolgreiche Realisierung teilautonomer Arbeitsgruppen neben technischen und organisatorischen Änderungen vor allem eine partizipative Führungskultur voraussetzt.
Durch teilautonome Arbeitsgruppen sind folgende Ergebnisse erzielbar:
- stärkere Identifikation des Mitarbeiters mit seiner Arbeit
- verbesserte Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der fachlichen und sozialen Kompetenzen durch erhöhte Selbstständigkeit und gestiegene (adäquatere) Anforderungen
- verbesserte Kooperation in der Arbeitsgruppe durch die Beteiligung an Planungs- und Entscheidungsprozessen
- verbesserte Rückmeldung, die zur Erhöhung der Verhaltenssicherheit beiträgt.
Eine teilautonome Arbeitsgruppe ist nicht nur eine Arbeitsgruppe, sondern auch eine Problemlösungsgruppe. Die gesamte Gruppe ist auch für die systematische Analyse und Verbesserung von Prozessen im eigenen Bereich und der Beziehungen zu den Kunden und Lieferanten der Gruppe verantwortlich. Das Konzept der teilautonomen Arbeitsgruppen sollte hierfür und für die Vereinbarung von Gruppenzielen regelmäßige Gruppenbesprechungen, z. B. Verbesserungsgespräche, vorsehen.
Während bei der Bildung teilautonomer Arbeitsgruppen in der Fertigung das Fließbandkonzept zu Gunsten einer Boxenfertigung oder von Fertigungsinseln überwunden wird, was Puffer zur Folge hat, sieht das Konzept der japanischen Fertigungsteams eine Beibehaltung bzw. Optimierung des Fließbandprinzips vor. Da man dort Puffer zwischen einzelnen Arbeitsplätzen als Verschwendung betrachtet, werden sie durch eine entsprechende Ablaufgestaltung sowie den flexiblen Einsatz der Mitarbeiter weitgehend eliminiert.
Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist die aus der Reduzierung der Puffer resultierende Zunahme der Abhängigkeit jedoch nur dann vertretbar, wenn Beeinträchtigungen und Störungen der Abläufe relativ unwahrscheinlich sind. Der Zwang, störungsfreie Abläufe zu gewährleisten, steigt dadurch. Die japanischen Fertigungsteams entstanden insbesondere aus dieser Notwendigkeit. Man hatte erkannt, dass störungsfreie Abläufe, neben umfassenden Präventionsmaßnahmen, ein rasches Handeln der Mitarbeiter vor Ort bereits bei den ersten Anzeichen von Problemen erfordern. Die Sicherstellung eines störungsfreien Arbeitsprozesses ist deshalb eine wichtige Aufgabe der Fertigungsteams. Für ihre Mitglieder resultieren aus diesem Zwang in der Regel höhere Belastungen.
Quellen