Effizienz des Arbeitsschutzes

Effizienz bezeichnet das Verhältnis zwischen dem Aufwand bzw. den Kosten einer Maßnahme einerseits und ihrer Wirkung bzw. ihrem Nutzen andererseits. Je günstiger diese Relation, desto größer die Effizienz.

Was ist der Unterschied zwischen Effizienz und Effektivität?

Von der Effizienz einer Maßnahme deutlich abzugrenzen ist ihre Effektivität. Sie bezeichnet das Verhältnis zwischen den angestrebten Wirkungen zu den tatsächlich erreichten. Hohe Maßnahme-Effektivität ist also nicht automatisch gleichbedeutend mit hoher Maßnahme-Effizienz und umgekehrt.

In der Sicherheitsarbeit Tätige sind häufig mit der Frage nach der Wirksamkeit der von ihnen ergriffenen Maßnahmen konfrontiert (Wirksamkeitsüberprüfung bzw. Evaluation). Die Grundfrage in diesem Zusammenhang lautet: "Welche Sicherheitsmaßnahme, mit welchem Aufwand, durch wen und auf welche Weise durchgeführt, hat in welchem Betrieb, mit welchen spezifischen Problemen, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen für wie lange und mit welchen gleichzeitigen (auch unerwünschten) Nebenwirkungen bei welchen Mitarbeitern welche Wirkungen?" Diese Fragestellung verdeutlicht die Komplexität der Zusammenhänge, die mit der Beurteilung der Effizienz verbunden sind.

Welche Wirksamkeitskriterien gibt es bei der Beurteilung von Effizienz?

Das Problem beginnt bereits bei den Wirksamkeitskriterien. Die Entwicklung der Unfallzahlen oder die Anzahl unfallfreier Arbeitsstunden ist nur bedingt als Kriterium geeignet (Unfall, Unfallforschung). Veränderungen in den Unfallzahlen eines Betriebs können von anderen (unbekannten) Größen und Rahmenbedingungen abhängen, deren Auswirkungen nur schwer zu kontrollieren sind (z. B. Veränderungen des Betriebsklimas oder der betrieblichen Auslastung, der wirtschaftlichen Situation in der Gesellschaft). Daher darf eine Stagnation oder ein Ansteigen der Unfallhäufigkeit nicht ohne weiteres als Indiz für fehlende Wirkung angesehen werden.

Wenn es um Verhaltensbeeinflussung geht, werden häufig so genannte Zwischenkriterien formuliert (z. B. Zunahme von Wissen, Veränderungen von Einstellungen). Dabei wird unterstellt, dass Wissens- und Einstellungsänderungen mit einer mehr oder weniger großen Wahrscheinlichkeit zu den erwünschten Verhaltensänderungen führen, die ihrerseits in einer ursächlichen Beziehung zur Unfallhäufigkeit und/oder -schwere stehen. Hier besteht allerdings eine mehrfache Unsicherheit: Wissenszunahme muss keineswegs immer zu Einstellungsänderungen führen und Letztere müssen nicht unbedingt Verhaltensänderungen nach sich ziehen.

Bei jedem Beeinflussungsversuch (z. B. Sicherheitstage im Betrieb) können nicht nur die beabsichtigten, "offiziellen" Maßnahmen, sondern auch so genannte informelle Prozesse wirksam sein (z. B. die Leitung wendet den Mitarbeitern Aufmerksamkeit zu). Daher ist nicht immer klar, welche Prozesse und Einflussgrößen einen beobachteten Effekt verursacht haben. Allein die Tatsache, dass "etwas geschieht", kann ausreichen.

Oft ist auch die Frage nicht zu beantworten, ob ein Rückgang der Unfallzahlen Folge einer unmittelbaren Unfallverhütungsstrategie ist oder eher auf indirekte Weise durch Förderung anderer Werte und Größen zustande kam (z. B. positive Einstellung zur Arbeit, zum Betrieb). Sicherheit kann durch Prozesse gefördert werden, die primär gar nicht unter Sicherheitsaspekten eingeleitet wurden (z. B. Qualitätsmanagement). Manchmal liegt darin vielleicht der erfolgversprechendere Weg.

Eine (verhaltensbeeinflussende) Maßnahme kann unterschiedliche Effekte haben, je nach Mitarbeitergruppe, an die sie sich richtet, und je nach Kontext, in dem sie steht. Zu den Kontextbedingungen zählt z. B. der Stellenwert, den Sicherheit und Gesundheitsschutz in der Firmenphilosophie und im Denken der Führungskräfte einnehmen. Ist er gering, dann mag eine bestimmte Maßnahme im Erleben von Mitarbeitern eine Alibiaktion mit geringer Glaubwürdigkeit darstellen, die tatsächlich "nichts bringt". Dieselbe Maßnahme kann sich aber bei günstigen Voraussetzungen als durchaus sinnvoll und erfolgreich erweisen.

Bei der Beeinflussung menschlichen Verhaltens sind lineare Beziehungen selten. Ein Mehr auf der Maßnahmenseite führt keineswegs immer zu einer entsprechenden Steigerung auf der Ergebnisseite. In vielen Situationen ist sogar mit einem abnehmenden Wert auf der Ertragsseite zu rechnen (abnehmender Grenznutzen).

Für die Praktiker vor Ort ist es oft unmöglich, Wirkungen von Sicherheitsaktivitäten exakt zu quantifizieren. Wenn sich ein Effekt empirisch nicht nachweisen lässt, ist das nicht notwendigerweise ein Beleg für die Unwirksamkeit. Die Unmöglichkeit des Nachweises kann in methodischen Schwierigkeiten der Evaluation begründet liegen. Oft lassen sich derartige Schwierigkeiten aber reduzieren, wenn die Wirksamkeitsstudien frühzeitig und sorgfältig geplant werden.

Abschließend sei hervorgehoben, dass es in der Prävention in starkem Maße auf eine evaluationsorientierte geistige Grundhaltung ankommt, will man nicht ausschließlich "in gutem Glauben" handeln. Viele Studien zeigen, dass präventive Maßnahmen, zu denen auch Programme zur Gesundheitsförderung zählen, wirkungsvoll sind.


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