Die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen in Deutschland ist Anfang Dezember deutlich gestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind aktuell mehr als acht Millionen Menschen erkrankt. Damit liegt die Zahl der Erkrankungen deutlich über dem Niveau der Vorjahre.
Laut RKI liegt die Gesamtrate der akuten Atemwegserkrankungen nun „deutlich über dem Bereich der Vorjahre zu dieser Zeit und hat damit das Niveau erreicht, das zum Höhepunkt der schweren Grippewelle in der Saison 2017/18 beobachtet wurde“. Damals gab es eine schwere Grippewelle mit rund 25.000 Toten.
Grippewelle vor Corona erst im Januar
Die Daten zeigen zudem, dass der Anstieg an Grippeerkrankungen in der aktuellen Saison deutlich früher stattfindet als in den Jahren vor der Pandemie. Vor Corona startete die Grippewelle regelmäßig erst im Januar und beschäftigte die Bevölkerung rund drei bis vier Monate.
In diesem Jahr hat das RKI den Beginn der Grippewelle auf die Woche bis zum 30. Oktober datiert. Allein in der zweiten Novemberwoche suchten laut dem RKI rund 1,3 Millionen Menschen wegen einer Atemwegserkrankung einen Arzt auf.
Laut dem Dachverband der Betriebskrankenkassen BKK haben Altenpfleger*innen und Physiotherapeut*innen mit 8,9 Prozent den höchsten Krankenstand zurzeit - dicht gefolgt von Bus- und Lkw-Fahrer*innen mit 8,89 Prozent. Auch die Zahl der Coronainfektionen stieg unter den BKK-Mitgliedern an. Auf zehntausend beschäftigte Mitglieder kamen im Oktober 125,1 Krankschreibungen. Im September hatte der Wert noch bei 74,4 gelegen.
Ungewöhnlich viele Erkältungssymptome im 2. Quartal
Bereits in diesem Sommer hatte es ungewöhnlich viele Krankschreibungen aufgrund von Erkältungen gegeben. Laut einer Auswertung der Krankenkasse DAK-Gesundheit mit ihren 2,2 Millionen versicherten Erwerbstätigen kamen von Juli bis Ende September auf 100 Beschäftigte 66 Fehltage wegen Atemwegserkrankungen wie Husten, Schnupfen oder Bronchitis.
Im zweiten Quartal von April bis Ende Juni waren es noch 49 Fehltage gewesen. Arbeitsunfähigkeitsmeldungen wegen Corona gingen der DAK zufolge von Juli bis September zurück – auf 13 Fehltage je 100 Beschäftigte. Im Quartal davor waren es fast 20 Tage gewesen.
Der Pandemie geschuldet fiel die Grippewelle 2020/21 weltweit aus. Und auch in der vergangenen Grippesaison stiegen die Meldezahlen erst nach den Osterferien etwas in die Höhe. Die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus, insbesondere das Maskentragen und die Abstandsregeln, bremsten gleichzeitig auch Influenza-Viren aus. Menschen konnten so keine Immunität in größerem Stil aufbauen.
Unklarer Verlauf der Grippewelle
Wie in jedem Jahr lässt sich die Grippewelle nicht konkret prognostizieren. Denkbar ist es aber dem RKI zufolge, dass die Bevölkerung in erhöhtem Maß und/oder ein erhöhter Anteil der Bevölkerung anfällig sei für die Erreger. Expert*innen hatten von zu erwartenden Nachholeffekten gesprochen. Wer demnach länger keine echte Grippe (Influenza) hatte, könnte jetzt ein erhöhtes Risiko haben, zu erkranken.
Jetzt noch gegen Grippe impfen lassen!
Die BAD-Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner raten, sich spätestens Mitte Dezember gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen. Impfungen zählten nach wie vor zu den wirkungsvollen Werkzeugen sowohl gegen Corona- als auch gegen Grippeviren, so die Expert*innen.
Insbesondere sollten sich Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens, Menschen über 60 Jahre, Schwangere und Vorerkrankte gegen Corona und Influenza impfen lassen. Die Wirksamkeit des Impfstoffes währt neun bis zwölf Monate. Es dauert rund 14 Tage, bis das Immunsystem den Schutz gegen den Erreger vollständig aufgebaut hat.
Video: Warum eine Grippeimpfung sinnvoll ist!
In einem Video erklärt BAD-Arbeitsmedizinerin Dr. med. Christina Nußbeck, warum sich bestimmte Personenkreise gegen Grippe per Impfung schützen sollten, was der optimale Impfzeitpunkt ist und was die Grippeschutzimpfung mit dem Coronavirus wiederum zu tun hat.