Statistiken belegen, dass ein großer Teil der Arbeitsunfälle durch menschliches Verhalten verursacht wird. Im ersten Corona-Jahr 2020 lagen die Arbeitsunfallzahlen auf einem der niedrigsten Niveaus seit Jahren.
Aufschlussreich auch die DGUV-Statistik für 2019, differenziert nach den Gründen für Abweichungen bei der Tätigkeit vom üblichen Verlauf als vermeintliche Unfallursache: Bewegung des Unfallverursachers: 935-mal, Verlust der Kontrolle: 622, Materialschaden: 775. Die Zahlen verdeutlichen, dass die Gründe für Arbeitsunfälle häufig nicht an mangelhaften technischen, organisatorischen oder persönlichen Maßnahmen liegen, sondern im Verhalten der Mitarbeitenden begründet sind.
Warum zeigen Menschen fehlendes Sicherheits- und Gesundheitsverhalten?
Sofa statt Sport oder Currywurst-Pommes statt Zucchini-Tomaten-Suppe: Liegt es an der Macht der Gewohnheit oder auch an dem Bewusstsein für unmittelbare positive Folgen, die uns zu einem ungesunden oder risikoreichen Verhalten verleiten?
Ein Beispiel aus dem Berufsalltag: Sie benötigen einen Gegenstand aus einem Hochregal und nutzen wie hunderte Male zuvor eine Kiste oder einen Stuhl - nie ist etwas Schlimmeres dabei passiert. Warum sollten Sie also eine Leiter verwenden und diese zum Regal tragen? Dies bedeutet deutlich mehr Zeit und Aufwand. Die sichere Leiter macht sich nicht so unmittelbar bemerkbar. Diese Erfahrung wiegt uns in falscher Sicherheit – bis es vielleicht im schlimmsten Fall zu einem Arbeitsunfall kommt.
Menschen verhalten sich nicht riskant, weil sie leichtsinnig oder risikofreudig sind, sondern weil die sichere Alternative nicht nahe liegend ist. Sie ist umständlich oder auch unbekannt. Beschäftigte wissen nicht, wie sie sich anders verhalten sollten oder können es nicht. Häufig ist das sichere Verhalten mit einem - wenn auch nur kleinem - Mehraufwand verbunden.
Wie lässt sich das Bewusstsein für Sicherheit und Gesundheit im Unternehmen erhöhen?
Verhaltensorientierte Arbeitssicherheit (im Englischen: Behavior Based Safety (BBS)) kann eine Lösung sein. Sie deckt riskantes Verhalten auf wie etwa das Nichttragen von Schutzkleidung oder das Ignorieren von Sicherheitsprotokollen. Gleichzeitig beeinflusst BBS das Bewusstsein für sicheres Verhalten am Arbeitsplatz.
Das bedeutet: Unternehmen müssen ihren Mitarbeitenden nicht nur gesundes und sicheres Verhalten ermöglichen, sondern sollten das Selbstverständnis für Gesundheit und Sicherheit fördern. Eine Leiter sollte beispielsweise immer verfügbar und leicht zu tragen sein, sodass sich der mögliche Mehraufwand sicheren Arbeitens, psychologisch gesehen, für Beschäftigte „lohnt“.
Die Methode der verhaltensorientierten Arbeitssicherheit geht davon aus, dass positive Verstärkung sicheres und gesundes Arbeiten fördert. Es zielt darauf ab, das alltägliche Verhalten der Mitarbeitenden in Bezug auf den Arbeitsschutz und die Arbeitssicherheit nachhaltig zu verbessern. Das beginnt bereits unter Kolleg:innen. „Es ist wichtig, dass sich Beschäftigte gemäß dem Prinzip der verhaltensorientierten Arbeitssicherheit gegenseitig auf sicheres und gesundes Verhalten aufmerksam machen“, sagt Philip Dehm, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei BAD.
Vorgesetzte sollen die Beschäftigten bei der Verhaltensänderung unterstützen, beispielsweise indem sie Ausrüstung, Training und Arbeitszeit bereitstellen.
Darüber hinaus setzen einige Unternehmen Anreize oder Belohnungssysteme ein, um gewünschte Verhaltensweisen zu steigern. Das eigene Verhalten wird bei diesem professionellen Ansatz mit systematischen Methoden und Instrumenten analysiert und Entwicklungsschritte hin zu einem sicheren Verhalten können gemessen werden.
Mit positiven Verstärkungen unterstützt Sie auch KICO für mehr Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. Er ist ein KI-Coach – und mehr als das: Er ist ein Begleiter, der allen Mitarbeitenden dabei hilft, gesunde Sitz- und Bewegungsgewohnheiten zu entwickeln. Auch gibt KICO regelmäßig wertvolle, personalisierte Gesundheitshinweise und bietet Workouts für kurze Arbeitspausen.