So minimieren Sie Lärm im Büro!

Arbeitsschutz

Unerwünschte Geräusche aus benachbarten Arbeitsbereichen, Verkehrslärm oder auch Gespräche sind eine große Belastung im Büro. Sie können jedoch minimiert werden, wenn Schallschutz und Raumakustik frühzeitig berücksichtigt werden, schreibt Simon Kraft, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei BAD, in einem Fachbeitrag.

Rechtliche Anforderungen an den Lärmschutz im Büro

Auf staatlicher Seite wurde mit der Arbeitsstättenregel ASR 3.7 seit 2018 ein Maßstab gesetzt. In der ASR 3.7 geht es darum, den Schallschutz von Mitarbeitenden oder Personen in Räumen zu verbessern, die Störwirkung zu reduzieren. Die DIN 18041 Hörsamkeit in Räumen beschreibt Möglichkeiten, wie man die Sprachverständlichkeit verbessern kann. Das gilt insbesondere für Besprechungs- und Schulräume sowie für Konferenzsäle.
Ab wann wird Lärm im Büro als störend wahrgenommen?

Häufig werden Geräusche, die man nicht selbst verursacht oder nicht selbst beeinflussen kann, als störend wahrgenommen. Musik beispielsweise kann Freude bereiten, zum falschen Zeitpunkt kann sie aber auch stören. Auch die Art des Geräusches spielt eine Rolle. Baulärm oder Klopfen wird als störend empfunden. An harmonische Geräusche, wie ein Lüftungsgeräusch, gewöhnt man sich, hier ist in die Störwirkung geringer.


Warum ist Raumakustik ein so wichtiges Thema für den Lärmschutz im Büro?

Die Störwirkung von ungewollt mitgehörtem Schall reduziert die Arbeitsleistung. Ein Beispiel ist Sprache, die schon bei einem relativ niedrigen Schallpegel von 35 Dezibel gehört und verstanden wird. Ist man in einem ruhigen Büro und eine weitere Person spricht dort, auch mit gedämpfter Stimme, was den 35 Dezibel entspricht, kann man diese trotzdem hören und ist dadurch abgelenkt.

Optisch mögen offene Großraumbüros mit viel Glas ansprechend sein. Für die Akustik hat es teilweise Nachteile: Der Schall wird von den Glasflächen reflektiert und breitet sich weiter aus, das wiederum fördert ungewolltes Mithören.


Lärm ist ein wesentlicher Grund für Stress und mentale Erkrankungen. Wie ernst nehmen Unternehmen das Thema Psychoakustik?

Viele Unternehmen unterschätzen dieses Thema. In Bestandsgebäuden, insbesondere bei gewachsenen Firmen, verschärft sich das Problem manchmal. Man schaut nicht hin oder will es nicht, da es schwer greifbar ist. Positiv hat sich das mobile Arbeiten in der Pandemie ausgewirkt, dadurch hat eine Entzerrung stattgefunden. In Büros, in denen vorher vier Personen gearbeitet haben, waren nur noch maximal zwei zulässig. Damit hat sich auch der Lärm auf ein erträgliches Maß entspannt. Bei der Rückkehr in Präsenz wird sich das Thema aber erneut stellen.


Wie leise ist ein angenehm „klingendes“ Büro?

Sprachpegel können, wie angedeutet, bereits ab 35 Dezibel störend wirken. Hintergrundgeräusche bauseitiger Natur, zum Beispiel durch Lüftungsanlagen, Straßengeräusche, ein Aufzug sollten ungefähr bei 40 Dezibel liegen; das ist die Empfehlung.  Nach unten gibt es zwar keine Grenze, aber bei fehlenden Geräuschen fühlen sich Menschen auch unwohl.

Zunächst gilt es, zu klären, wie das Büro genutzt wird, welche Tätigkeiten darin ausgeübt werden. Müssen Mitarbeitende dort viel miteinander oder mit Kunden reden wie beispielsweise in einem Call Center. Häufig haben wir Mischsituationen, jemand arbeitet geistig, führt Telefonate oder hat einen Video-Call. Dann stellt sich die Frage, wie häufig das vorkommt und ob es Rückzugsräume braucht. Im Optimalfall wird eine akustische Zonierung des Büros für konzentriertes und kommunikatives Arbeiten vorgenommen.


 
Lärmschutz in Büros optimieren – wie bekommt man mehr Ruhe in Großraumbüros?

Beim Großraumbüro haben wir den sogenannten Lombard-Effekt. Das heißt, wenn eine Person redet und stört, werden die anderen lauter, um den Störpegel zu übertönen. Dann schaukelt sich das hoch. Um den Teufelskreis gar nicht erst in Gang kommen zu lassen, sind Maßnahmen erforderlich. Man bedämpft den Raum, in dem auf glatten Oberflächen absorbierendes Material angebracht wird und möglichst im Nahfeld von Sprechern Absorberelemente aufgestellt werden. Auch durch organisatorische Maßnahmen kann man dafür sorgen, dass Kommunikation nicht in der stillen Arbeitszone erfolgt.


Lärmschutz durch Absorber – wie funktioniert er und was macht ein gutes Element aus?

Man muss zunächst klären, welcher Schall absorbiert werden soll. Eine tiefe Frequenz hat eine Wellenlänge von mehreren Metern, ein hohes Pfeifgeräusch hat nur wenige Zentimeter. Ein Absorber muss diese Welle und damit die Schwingung in der Luft aufnehmen. Daher gibt es Absorber für verschiedene Frequenzen. Bekannt ist die Odenwalddecke in Büros. Das ist eine abgehängte Decke mit kleinen Löchern in den Deckenplatten, dahinter ist Hohlraum.

Die kleinen Löcher und die eigentliche Platte nehmen die hohen und mittleren Frequenzen auf. Die tiefen Frequenzen dringen durch die Platte in den Hohlraum dahinter, werden dort reflektiert, laufen ein zweites Mal durch und werden dadurch gedämpft. Das ist eine Form eines Absorbers.

Ein Teppich mit einem kurzen Flor absorbiert ebenfalls hohe Frequenzen. Bei mittleren Frequenzen, was der üblichen Sprache entspricht, können auch Schränke und Möbel als Absorber und Diffusor wirken. Akustische Trennelemente wiederum bestehen aus einem Schaumstoff, der die hohen und mittleren Frequenzen absorbiert, und einer Trägerplatte, die die tiefen Frequenzen aufnimmt, indem sie mitschwingt. Auch Wandbilder aus speziellem Schaumstoff gibt es, sie sind um die zehn Zentimeter dick und bespannt. Sie helfen, die Reflexionen aus dem Raum zu nehmen.

Schon in der Planungsphase muss sich der Planer Gedanken machen, ob ein Raum viele glatte Flächen hat, die man nicht belegen kann. Braucht es vielleicht aufstellbare oder von der Decke abhängbare Elemente bzw. können akustisch wirksame Möbel eingesetzt werden? Abhängig von der Raumgröße und der zur Verfügung stehenden Fläche braucht es Elemente mit höherem oder niedrigerem Wirkungsgrad.


Lärmschutz durch Absorber – was bringen sie und wo sind ihre Grenzen?

Wird ein Raum bedämpft, bekommt man die Reflexion in den Griff, aber nicht den Direktschall. Personen, die in einer Gruppe arbeiten, sich sehen und hören wollen, kann man ja auch nicht komplett einhausen. Maximal abgebremst bekommt man also wirklich nur die Geräusche, die zur Wand oder Decke laufen. Einen Raum bekommt man dann drei bis vier Dezibel ruhiger, aber man hört   immer noch die einzelnen Personen. Soll dies ebenfalls unterbunden werden, muss viel Aufwand betrieben werden. Dann hilft es nur, noch höhere Absorber in den direkten Ausbreitungsweg zu stellen.

Ein kleiner Tischaufsatz bringt relativ wenig. Dadurch fallen vielleicht ein-zwei Dezibel weg. Wir nehmen aber erst eine Reduzierung um zehn Dezibel als Halbierung wahr.
In Callcentern sieht man häufig Personen in sternförmig angeordneten Arbeitsplätzen. Die Trennelemente sind ca. 1,80 Meter hoch, sodass der Schall direkt dort hineingeht. Zusätzlich wird mit Headsets gearbeitet. Das nimmt Hintergrundgeräusche weg und hat den Effekt, dass die Personen leiser sprechen. Hier haben wir dann eine Kombination aus technischen Maßnahmen: den passiven Schallschutz sowie aktive Elemente wie Kopfhörer.


Gibt es neue Trends im Bereich Lärmschutz durch Büroakustik?

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat in diesem Zusammenhang ein neues Tool entwickelt. Dies macht es möglich, sich Arbeitsplätze anzuschauen und zu hören, welchen Einfluss beispielsweise die Raumgestaltung, d.h. die Aufstellung und Ausstattung mit Möbeln und Absorberelementen haben. Durch die Hörbeispiele bekommen Planer und Betroffene einen Eindruck, ob Maßnahmen erforderlich und wie wirksam sie sind. Bei größeren Objekten kann im Vorfeld auch eine akustische Simulation gemacht werden, indem man Räume konkret modelliert, das ist jedoch sehr aufwändig und erfordert spezielle Software und Fachkenntnis.

Akustikelemente sind meist nicht einfach transportierbar und unkompliziert aufstellbar, daher muss vorab geklärt werden, ob ein Raum für Kommunikation oder konzentriertes Arbeiten gedacht ist.

Werden Arbeitsplätze für sprachliche Kommunikation über Telefon und Rechner eingerichtet, kann man am Tisch befestigte Absorberelemente anbringen, mit denen es möglich ist, im Sitzen und Stehen zu arbeiten.

Werden Räume auch zeitweilig für Teambesprechungen benötigt, kommt man kaum umhin, schon in der Planung Räume oder Kommunikationszonen vorzusehen. Akustische Zonen mit einer Schirmwirkung gegenüber dem restlichen Raum sind einfach nutzbar, hier gilt es nur, die Organisation der Raumbuchung zu lösen.

Quelle: Dieser Beitrag erschien zuerst bei www.haufe.de

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