Gefahr durch Stechmücken und Zecken: Wie groß ist das Risiko wirklich?

Gesundheit & Klimawandel


 Häufig ist zu lesen, dass Stechmücken eines der gefährlichsten Tiere der Welt geworden sind. Was sagen Sie dazu?Wir sind von Natur aus träge und bequem?

 Dr. Nina Buschek: Die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland durch den Stich einer Stechmücke schwer zu erkranken, ist gering. Unsere heimischen Stechmücken sind per se relativ harmlos.  Mücken können aber potenziell beim Blutsaugen Erreger von Infektionskrankheiten weitergeben, die schwer und mitunter sogar tödlich verlaufen - beispielsweise Malaria, das West-Nil-Fieber, Dengue, Chikungunya oder auch Zika. Dies kommt in Regionen vor, in denen diese Erkrankungen endemisch sind. In der Reisemedizin ist das Thema natürlich sehr relevant: Sobald ich in tropische oder subtropische Regionen fliege, kann mir eine gefährliche Krankheit durch eine Stechmücke drohen. Deshalb beraten wir gezielt zu Schutzmaßnahmen.


 Viele haben Sorge vor der importierten Tigermücke aus Asien…

 Dr. Nina Buschek: Die Tigermücke fühlt sich aufgrund der klimatischen Veränderungen in Deutschland immer wohler und beginnt hier heimisch zu werden. Die Tigermücke kann das Dengue-Fieber übertragen - eine tropische Viruserkrankung, die schwer verlaufen und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Fälle von Dengue-Fieber sind bislang in Deutschland nahezu ausschließlich importierte Erkrankungen. Das heißt, der Betroffene hat sich im Ausland angesteckt.


 3.500 Stechmückenarten gibt es weltweit. 50 davon leben in Deutschland. Können Sie erklären, warum sich diese Mücken stark verbreiten? 

Dr. Nina Buschek: Mücken mögen warme Sommer und frostfreie Winter. Ein Szenario, zu dem es im Zuge des Klimawandels in Deutschland immer häufiger kommt. Auch in diesem Sommer gibt es sehr viele Mücken und damit mehr Stiche.


Wenn es in Deutschland noch wärmer wird: Müssten wir uns vor Tigermücke & Co. wappnen?

  Dr. Nina Buschek: Angst vor Mücken brauchen wir nicht zu haben. Uns muss aber bewusst sein, dass sich mit dem Klimawandel Gesundheitsrisiken ändern.


 Viel wichtiger ist es…

  Dr. Nina Buschek: auf einen konsequenten Insektenschutz zu achten. Betroffene sollten ein Insektenrepellent verwenden: Dies kann ein Spray oder Gel sein, welches die Mücken wirksam abhält.


 Was hilft gegen Mückenstiche? 

  Dr. Nina Buschek: Langärmelige Kleidung ist ein wichtiger Schutz und schützt zugleich vor der Sonne. Zudem können Terrassen und Fenster mit Insektengittern ausgestattet werden. Beschäftigte in der freien Natur, wie Gartenbauer, Stadt- und Gemeindereinigung, Forstbetriebe oder Landwirtschaft, können zusätzlich Kleidung tragen, die mit Insektenabwehrmitteln imprägniert ist.


 Neben den Mücken gibt es eine weitere Plage: die Zecken. Es gibt mit der Hyalomma eine neue gefährliche Zeckenart, die besonders gefährlich sein soll…

  Dr. Nina Buschek: Die Hyalomma-Zecke überträgt das Krim-Kongo-Fieber. Diese Zecke wurde bei uns bislang nur vereinzelt gesichtet. Wir sollten unser Augenmerk im Augenblick auf die heimischen Zecken legen, die  FSME und Borreliose übertragen. FSME – die Frühsommer-Meningoenzephalitis – wird durch Viren ausgelöst und kann zu Hirnhautentzündungen führen. Die Borreliose wird durch Bakterien ausgelöst und zeigt sich meistens an der Haut – in Form der sogenannten Wanderröte, kann aber auch das Nervensystem oder die Gelenke betreffen. Deshalb sollte man Zeckenstiche möglichst verhindern.


 Wie denn?

  Dr. Nina Buschek: Gegen FSME gibt es eine Schutzimpfung, sie ist auch für alle Menschen mit beruflichem Risiko empfohlen. Gegen Borreliose gibt es keien Impfung,, deshalb ist es umso wichtiger, Zeckenstiche zu verhindern. Ich empfehle die gleichen Schutzmaßnahmen wie gegen Mücken: Geschlossene Schuhe, lange Strümpfe, lange Hosen, langärmelige Kleidung, sowie Insektenabwehrmittel, sodass die Zecke keine Chance hat, nackte Hautstellen zu finden.

Nach einem Aufenthalt in der Natur sollte man die Haut nach Zecken absuchen, auch in der Leistengegend, den Achseln und Kniekehlen, und das Tier sofort entfernen. Das gelingt einfach mit einer Zeckenkarte oder Pinzette. Die Einstichstelle sollte man nach dem Stich beobachten. Tritt eine sogenannte Wanderröte auf, sollte man einen Arzt aufsuchen, der eine Antibiotika-Therapie einleitet. Je länger die Zecke saugt, desto höher ist das Übertragungsrisiko für Borreliose. Die FSME-Viren sind im Speichel der Zecke enthalten und werden sofort übertragen.


 Gehen Sie davon aus, dass diese exotischen Tiere mit den übertragbaren Krankheiten bei der derzeitigen Entwicklung zum Problem werden können?

  Dr. Nina Buschek: Die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit müssen wir ernst nehmen. Durch Insekten übertragene Erkrankungen sind hier nur ein Aspekt. Aktuell bereits gravierender  wirkt sich die zunehmende Hitze auf unsere Lebensräume, Arbeitsplätze und damit die Gesundheit aus. Vor allem Menschen mit Vorerkrankungen und Ältere leiden hierzulande spürbar unter dem Klimawandel.

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