Mit einem mulmigen Gefühl im Magen stehe ich am Fuße eines 20 Meter hohen Funkmasts. Heute werde ich eine Erfahrung machen, die mir den Atem raubt und meinen Mut auf die Probe stellt. Es ist nass-kaltes Wetter. Bedingungen, die es auch meinen Kollegen in der Höhe schwierig machen. Aber es nutzt ja nichts. In der Höhe verunfallte Personen benötigen auch bei schlechtem Wetter schnelle Hilfe. Ich begleite Jens Bürger und sein für BAD bundesweit agierendes Team bei mehreren Höhenrettungsübungen in Boppard am Rhein auf dem Gelände der Deutschen Funkturm GmbH.
Der erste Schritt auf unbekanntem Terrain
Jens Bürger ist ein erfahrener Trainer und Fachkraft für Arbeitssicherheit. Er gibt mir letzte Anweisungen. „Vertrauen ist das A und O“, sagt er. Seine ruhige, aber bestimmte Stimme gibt mir etwas Sicherheit, doch die Nervosität bleibt. War meine Entscheidung für diesen Schritt nicht etwas leichtsinnig von mir? Kann ich mich auf das Team und die Ausrüstung verlassen?
Als ich den Helm aufsetze und die Schutzausrüstung anlege, pocht mein Herz schneller. Gut, dass ich im Vorfeld nicht genau wusste, was auf mich zukommt. Wer weiß, ob ich sonst schnell mal Ja zu diesem spannenden Tag gesagt hätte.
Die doppelte Überprüfung der Ausrüstung
Jens überprüft alles doppelt und dreifach. „Wir kümmern uns um dich. Du wirst sicher wieder runterkommen“, versichert er mir. Trotzdem bleibt die Angst, vor allem, als ich den ersten Schritt auf die schmale Steigleiter mache. Der Wind pfeift mir um die Ohren, und die Hände zittern leicht. Jens ist direkt vor mir, er redet mir gut zu, erklärt jeden Schritt und jede Bewegung. „Du schaffst das, bleib einfach konzentriert“, sagt er.
Jens' beruhigende Stimme: Sicherheit in luftiger Höhe
Langsam steige ich höher und höher, versuche, mich auf Jens’ Anweisungen zu konzentrieren und den Blick nicht nach unten zu richten. Mein Atem geht schnell, höre meinen Herzschlag laut in meinen Ohren. Der Gedanke an einen möglichen Absturz sitzt mir im Nacken. Angst schlägt Verstand. Es kann mir nichts passieren, selbst wenn ich mich mit meinen Händen von der Leiter löse. Doch je weiter ich klettere, desto mehr spüre ich eine seltsame Ruhe in mir aufsteigen. Es ist, als würde sich mein Fokus verschärfen, als gäbe es in diesem Moment nur mich, die Ausrüstung und Jens’ beruhigende Stimme.
Simulation einer Rettung in der Höhe: Schwindel und Übelkeit
In dieser Übung simulieren wir, wie Jens mich auf der Leiter oberhalb von mir rettet, als es mir plötzlich schwindlig und übel wird. „Jens, mir ist schlecht“, rufe ich ihm laienschauspielernd zu. Jens bleibt ruhig. „Okay, keine Sorge. Ich bin gleich bei dir“, sagt er, und ich sehe, wie er sich sicher und kontrolliert zu mir bewegt. In diesem Moment merke ich, wie wichtig Vertrauen in diesem Job ist. Jens muss sich nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf seine Kollegen und die Ausrüstung verlassen. Und genau das tue ich jetzt auch.
Das Vertrauen in Mensch und Gerät
Jens erreicht mich und sichert mich zusätzlich mit meinem Sicherungsseil. „Ich sichere dich jetzt, hole das Rettungsgerät und bringe dich nach unten“, sagt er und plötzlich hänge ich frei am Seil. Er steigt an mir vorbei und ich hänge hier allein. Nach kurzer Zeit ist er wieder bei mir und bringt das Rettungsgerät an. Jede seiner Bewegungen ist präzise, und seine Gelassenheit gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, das ich so nicht erwartet hatte. Schritt für Schritt lasse ich mich auf den Rettungsvorgang ein und versuche, meine anfängliche Angst besser in den Griff zu bekommen.
Die kontrollierte Abseilung
Als Jens mich langsam abseilt, was für ihn auch kräftezehrend ist, spüre ich, wie der Wind an mir zerrt und ich sanft hin- und herschwinge. Ein merkwürdiges Gefühl aus Entspannung, Sicherheit und verschwindendem mulmigem Bauchgefühl macht sich in mir breit. Für meinen Kopf ist es jetzt endlich in Ordnung, dass ich in diesem Moment vollkommen auf Jens angewiesen bin. Eine für mich extreme Situation – und eine Verbindung zu Jens, die uns für immer stark verbindet.
"Vertrauen uns unser Leben an"
Zurück auf festem Boden: Stolz und Erleichterung
Am Boden wieder angekommen, werden meine Beine wieder fester. Der Adrenalinstoß lässt mich fast lachen. „Das war unglaublich“, sage ich zu Jens, der ebenfalls am Boden ankommt. „Du hast das super gemacht“, lobt er mich, und ich merke, wie Stolz und Erleichterung mich durchströmen. Die anfängliche Angst und Unsicherheit weichen einem Gefühl der Befreiung. Ich habe meine Komfortzone verlassen und mich auf etwas eingelassen, das ich niemals für möglich gehalten hätte. Ein wunderbares Gefühl, an das ich noch lange denken werde und mir vielleicht die Gelegenheit für weitere “Abenteuer” gibt.
Eine Lektion in Mut und Vertrauen
Jens klopft mir auf die Schulter. „Es ist okay, Angst zu haben. Das Wichtigste ist, dass du mir und der Ausrüstung vertraut hast.“ Mein Respekt für Jens und sein Team kennt keine Grenzen mehr. Ihre Arbeit ist nicht nur extrem körperlich anspruchsvoll, sondern verlangt auch eine enorme mentale Stärke.
Was ich von den ASiR-Trainern gelernt habe
Am Ende des Tages bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung. Ich bin dankbar für diese Erfahrung und habe wieder einmal gespürt, dass Vertrauen der Schlüssel für alles im Leben ist. Die Übungsstätte verlasse ich mit einem Gefühl der Erleichterung, aber auch des Respekts für diese außergewöhnliche Arbeit der ASiR-Trainer. Häufig sind es genau die Situationen, die uns einerseits Angst machen, die uns aber auch zugleich die tiefsten Einsichten über uns selbst bieten und unser persönliches Wachstum fördern.
Ich freue mich auf neue Abenteuer!